Peru

m ü. M. Hauptstadt 161 m
BIP/Kopf 6 046 USD
Einwohner 31 773 839
Fläche 1 285 216 km2

Einführung

«Peru ist ein Bettler, der auf einer Schatztruhe sitzt»

Im Jahr 2018 lebten in Peru knapp 32 Millionen Einwohner und das Land verfügte über eine Wirtschaftsleistung von 222 Milliarden US-Dollar. Ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von knapp über 6 000 US-Dollar entspricht laut Weltbank (2017) der Einstufung als Land mit mittlerem Einkommen im oberen Bereich. Im Human Development Index der Vereinten Nationen belegt Peru den 89. Rang. Gemessen an der Lebenserwartung, dem Bildungsniveau sowie dem Lebensstandard wird dem Land damit eine hohe menschliche Entwicklung attestiert. Der Gini-Koeffizient von 43,3% (2017) macht jedoch deutlich, dass in Peru erhebliche Einkommensunterschiede existieren, auch wenn diese nicht ganz so ausgeprägt sind wie in anderen Ländern Lateinamerikas.

Entstehung des peruanischen Bruttoinlandsprodukts, 2017
Land-, Forstwirtschaft, Fischerei
7,4 %
Bergbau, Energieversorgung
12,6 %
Verarbeitendes Gewerbe
14 %
Baugewerbe
7,2 %
Gross-, Einzelhandel, Gastgewerbe
16,1 %
Verkehr, Lagerhaltung, Kommunikation
9,9 %
Andere Leistungen
32,8 %
United Nations Statistics Division (2019a)
Im Jahr 2017 machten der Groß- und Einzelhandel sowie das Gastgewerbe 16,1% der peruanischen Wirtschaftsleistung aus. Das Verarbeitende Gewerbe trug mit 14,0% und der Bergbau sowie die Energieversorgung mit 12,6% zum Bruttoinlandsprodukt bei. Es folgten die Wirtschaftszweige Verkehr, Lagerhaltung und Kommunikation (9,9%), der Agrarsektor (7,4%) sowie das Baugewerbe (7,2%). Die Daten belegen, dass der Primärsektor, der den Agrar- und Bergbausektor umfasst, eine überdurchschnittlich hohe Bedeutung für die peruanische Wirtschaft hat. Dagegen ist der industrielle Sektor eher unterdurchschnittlich ausgeprägt.

2018 lag die peruanische Außenhandelsquote bei 49,0%, wobei das Land Waren und Dienstleistungen im Wert von knapp unter 53 Milliarden US-Dollar importierte und von etwas mehr als 56 Milliarden US-Dollar exportierte. Im gleichen Jahr betrug der ausländische Direktinvestitionsbestand in Peru 104 Milliarden US-Dollar womit das Land 6% der in Lateinamerika getätigten Investitionen auf sich vereinigte.

Anteil der wichtigsten Ausfuhrgüter an den peruanischen Gesamtausfuhren, 2017
Rohstoffe
39,3 %
Nahrungsmittel
18,3 %
NE-Metalle
8 %
Petrochemie
6 %
Textilien/Bekleidung
2,6 %
Sonstige
25,8 %
GTAI (2019)
Im Jahr 2017 waren die wichtigsten peruanischen Exportgüter Rohstoffe mit einem Anteil an den Gesamtexporten von mehr als einem Drittel (39,3%), gefolgt von Nahrungsmittel mit knapp einem Fünftel (18,3%) und Nichteisenmetalle mit 8,0%. Danach folgten petrochemische Produkte mit einem Anteil von 6,0% und Textilien/Bekleidung mit 2,6%. Diese Zahlen verdeutlichen die hohe Abhängigkeit der peruanischen Exportwirtschaft vom Primärsektor.

Auf dem Korruptionswahrnehmungsindex der Nichtregierungsorganisation Transparency International (2019) rangiert Peru auf Platz 105 und gilt damit als ein Land mit hoher Korruptionsanfälligkeit im öffentlichen Sektor. Laut Human Rights Watch (2017) wurden bei Protesten gegen Bergbauprojekte und größere In­fra­struk­tur­maß­nah­men in den vergangenen Jahren wiederholt Zivilisten durch Si­cher­heits­kräfte verletzt und getötet. Wobei jedoch festzustellen sei, dass die Gewalt in jüngster Zeit zurückgegangen ist. Journalisten, die Korruption von öffentlichen Amtsträgern und Geschäftsleuten untersuchen, würden jedoch mit Ver­leum­dungs­kla­gen eingedeckt, eingeschüchtert und bedroht. Reporter ohne Grenzen hält fest, dass 2018 kein Journalist im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit getötet und 1 Journalist inhaftiert wurde. In der Rangliste der Pressefreiheit landet Peru auf Platz 85 von 180 Ländern.

Bei 75% der peruanischen Bevölkerung werden die Siedlungsabfälle eingesammelt (2001) und 15% der Abfälle werden recycelt (2001). Im Jahr 2015 hatten 89,9% der Einwohner Perus Zugang zu grundlegenden Trinkwasserdienstleistungen, wobei eine deutliche Kluft zwischen Stadt (94,6%) und Land (72,4%) bestand. Ferner ist festzustellen, dass lediglich die Hälfte der Bevölkerung aus Trinkwasserquellen versorgt wurde, die als sicher eingestuft sind (50,2%). Gemäß der letzten vorliegenden Zahlen sind 81% der Bevölkerung an das Abwassersammelsystem angeschlossen (2009).

Mit einem Pro-Kopf-Ausstoß von 2,0 Tonnen liegen die peruanischen CO2-Emissionen sowohl unter dem weitweiten Niveau von durchschnittlich 5 Tonnen als auch unter dem regionalen Durchschnitt für Lateinamerika von 3,1 Tonnen pro Kopf.

Mit welchen Herausforderungen sich Unternehmen in Peru in den Bereichen Menschenrechte/Arbeitsbedingungen, Umwelt und Korruption konfrontiert sehen, wird in den folgenden Abschnitten anhand von Beispielen beschrieben. Darüber hinaus wird exemplarisch aufgezeigt, wie Unternehmen ihre verantwortungsvolle Unternehmensführung konkret ausgestalten.

Menschenrechte

Menschenrechte

«In Peru findet keine ernsthafte Diskussion über Menschenrechte statt»

In den meist ärmlichen, schwer zugänglichen Bergbauregionen Perus prallen die zum Teil gegensätzlichen Interessen der lokalen, indigenen Bevölkerung und der Minenbetreiber aufeinander. In den unzähligen kleinen Goldminen sind gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen und illegale Arbeits- sowie Abbaumethoden an der Tagesordnung. Hierzu zählen der unsachgemäße Einsatz von Quecksilber und Zyanid zur Bindung des Goldes aber auch verschiedene Formen der Zwangsarbeit. Im industriellen Bergbau, der von großen, meist multinationalen Unternehmen betrieben wird, sind die Arbeitsbedingungen und ökologischen Standards zwar in der Regel besser, dennoch birgt auch der große Bergbau erhebliches Konfliktpotenzial. Auseinandersetzungen um Land und Wasser, illegale bzw. unfreiwillige Umsiedlungen, Umweltbelastungen oder die übermäßige Nutzung der lokalen Infrastruktur sind nur einige der Gründe die immer wieder zu zum Teil gewalttätigen Konflikten führen.

Ferner gibt es aktive Polizeibeamte, die zur Aufbesserung ihres geringen staatlichen Gehaltes, als Zweitjob für private Sicherheitsdienste der Bergbauunternehmen arbeiten. Diese Doppelfunktion steigert das Konfliktpotential mit der lokalen Bevölkerung, da bei dieser der Eindruck entsteht, dass die Polizei nur die Interessen der Bergbauunternehmen vertrete und nicht zum Schutz der Bevölkerung da sei. Wenn Unternehmen private Sicherheitsdienste engagieren, für die aktive Polizeibeamten tätig sind, müssen sie dafür Sorge tragen, dass eine klare Trennung zwischen den unterschiedlichen Funktionen der Personen deutlich wird.

Beim Handel mit Rohstoffen aus dem Kleinbergbau kommt den internationalen Unternehmen die Verantwortung zu, dafür Sorge zu tragen, dass Menschenrechte und Umweltstandards entlang der Wertschöpfungskette eingehalten werden.

Marco Váscones
Interview mit Marco Váscones
Umwelt

Umwelt

«Alleine sind wir nur eine Kerze, zusammen leuchten wir viel stärker»

Peru ist eine der bedeutendsten Bergbauregionen der Welt. Vielfach geht der Bergbau mit erheblichen Umweltbelastungen und -zerstörungen einher. Vor allem im informellen und illegalen Kleinbergbau ist der unsachgemäße Einsatz von Quecksilber und von anderen toxischen Stoffen noch weit verbreitet. Die Folgen davon sind verseuchte Flüsse und Grundwasser, kontaminierte Luft und Böden, was die Existenzgrundlage der lokalen Kleinbauern und der indigenen Bevölkerung belastet oder gar für immer zerstört.

Von staatlicher Seite gibt es wenige Kontrollen. Zum einen sind kaum Zu­fahrts­wege zu den Minen vorhanden, da sich diese meist in abgelegenen ländlichen Gebieten befinden, zum anderen profitieren der Staat und einzelne öffentliche Amtsträger finanziell vom Bergbau. Daher haben diese kein besonderes Interesse an der Durchführung strenger Kontrollen.

Die Unternehmen sind daher in der Verantwortung, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um der Umweltzerstörung entgegenzuwirken. Eine Ent­wick­lungs­ini­ti­a­ti­ve im Bereich des Kleinbergbaus, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Abbau und Handel von Gold sozial und ökologisch nachhaltiger zu gestalten, ist die Schweizer Better Gold Initiative. Neben der Verbesserung der sozialen Bedingungen in den Minen und Kooperativen sowie der Schaffung von Transparenz in der Wert­schöp­fungs­ket­te will die Initiative den Einsatz von umweltschädlichen Technologien reduzieren. So gibt es bspw. verschiedene Möglichkeiten, die Nutzung von Quecksilber zu minimieren, etwa durch den Einsatz von Rüttelmaschinen, die das Gold vom Stein lösen.

Felipe Custer
Interview mit Felipe Custer
Korruption

Korruption

«Korruption verursacht mehr Schäden als eine Naturkatastrophe»

Auch in Peru ist Alltagskorruption ein Thema. Sie zeigt sich in der Bestechung von Polizisten an der Straßenecke oder bei Straßensperren. Bei Verkehrsunfällen wird beispielsweise dem zuständigen Polizisten ein Schmiergeld zugesteckt, um die «Sache vergessen zu machen» – «arreglar» nennt man dies in Peru. Aber auch im Bausektor sind kriminelle, bis hin zu mafiösen Strukturen vorhanden. So kommt es vor, dass Unternehmen an die Bauarbeiter informelle Zahlungen leisten, um sicherzugehen, dass am nächsten Morgen das Baumaterial, wie Holz, Farben und Backsteine, noch vorhanden ist und nicht von den Arbeitern weiterverkauft wurde. Zahlreiche Unternehmen befinden sich in diesem korrupten Kreislauf und bezahlen, da sie nicht riskieren wollen, ohne Baumaterial dazustehen.

Inzwischen gibt es aber immer mehr Unternehmen, die sich gegen die weit verbreitete Korruption wehren. Vor allem unter der jungen Generation von Unternehmern ist die Ansicht verbreitet, dass Korruption kein Kavaliersdelikt ist und auf lange Sicht keine Gewinner, sondern nur Verlierer kennt. Sie beteiligen sich beispielsweise nicht mehr an Ausschreibungen, bei denen sie wissen, dass sie ohne informelle Zahlungen nicht weiterkommen. Sie wollen auf ehrliche Art an ihre Aufträge kommen.

Ein Zusammenschluss von Unternehmen, die sich gegen den Teufelskreis von korrupten Machenschaften verbünden, könnte helfen, die Korruption in Peru vereint anzugehen und langfristig zu bekämpfen.

Roxana Cornejo
Interview mit Roxana Cornejo

Fazit

Dr. Christian Hauser
Fazit-Video Dr. Christian Hauser

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