Tagebuch

Flugstrecke 35 500 km
Taxifahrten 96
Interviewminuten 5 754
Höhenmeter 11 434

Schweiz

20. – 24. Juni 2017
Dienstag, 20. Juni 2017, Schweiz

Transatlantikflüge sind gebucht. Jetzt steht fest: die Forschungsreise nach Lateinamerika startet am 3. Juli und endet am 4. November 2017 in Frankfurt am Main.

Mittwoch, 21. Juni 2017, Schweiz

Compliance-Roundtable in Luzern. Hochsommerliche Temperaturen mit über 30°C sind eine gute Einstimmung für die bevorstehenden Monate in Lateinamerika.

Donnerstag, 22. Juni 2017, Schweiz

Die in der ersten Welle angeschriebenen Kontaktpersonen aus Lateinamerika haben größtenteils geantwortet – die Deutschen etwas häufiger als die Schweizer. Bin sehr zuversichtlich, dass spannende Interviews möglich sein werden.

Freitag, 23. Juni 2017, Schweiz

Aufschlussreiches Vorgespräch mit Oliver Knoerich von der Deutschen Botschaft Mexiko-Stadt. Er betont die hohe Bedeutung der unternehmerischen Verantwortung für die zukünftige gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung Lateinamerikas.

Samstag, 24. Juni 2017, Schweiz

Praktische Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Wichtige Reiseutensilien besorgt: Sonnencreme, Hygieneartikel, Schuhe etc. Lateinamerika – wir kommen :-)

Mexiko

3. – 25. Juli 2017
Montag, 3. Juli 2017, Mexiko

Flug LH498 hat uns zwar mit Verspätung, aber sicher, von Frankfurt am Main nach Mexiko-Stadt gebracht. In Mexiko ist es kühler als erwartet: Die Regenzeit beginnt.

Dienstag, 4. Juli 2017, Mexiko

Das erste Interview der Reise findet mit Andreas Müller von der AHK Mexiko-Stadt statt. Er betont, dass sich deutsche Unternehmen bei der dualen Ausbildung (nach deutschem Vorbild) z.T. deutlich über das erforderliche Maß hinaus engagieren. Einige Unternehmen bilden über ihren eigenen Bedarf hinaus aus und unterstützen damit den Aufbau eines dualen Ausbildungssystems in Mexiko.

Mittwoch, 5. Juli 2017, Mexiko

Oliver Knoerich von der Deutschen Botschaft Mexiko-Stadt berichtet, dass manche deutschen Unternehmen es vorzögen, sich an staatlichen Ausschreibungsverfahren nicht zu beteiligen, sondern sich auf Geschäfte mit dem Privatsektor zu konzentrieren.

Berliner Bär vor der Deutschen Botschaft in Mexiko-Stadt.

Donnerstag, 6. Juli 2017, Mexiko

In den noblen Wohnvierteln wie La Condesa oder Polanco gibt es permanent fließendes Wasser. In anderen Gegenden des Großraums Mexiko-Stadt wird das Leitungswasser regelmäßig rationiert oder per LKW (Camion Pipa) angeliefert.

Freitag, 7. Juli 2017, Mexiko

Nach Einschätzung von Augusto Martínez von Draeger Mexico ist die Definition von Korruption überall auf der Welt die gleiche, ohne kulturelle Unterschiede. Demnach bedeutet Korruption die Regeln auf irgendeine Weise zu umgehen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. „Corrupción es brincar la ley mediante algún medio a ventajarse“.

Alberto Equihua, ortsansässiger Koordinator des Kooperationsprojekts Innovationspartnerschaft des BDI in Mexiko, merkt an, dass es leider eine allgemeine Überzeugung im Land gäbe, dass soziale Verantwortung ein Luxus sei, den sich nur wenige Unternehmen leisten könnten. Und dies seien in der Regel größere Unternehmen.

Samstag, 8. Juli 2017, Mexiko

Die Mexikaner lieben es süß… ;-)

Sonntag, 9. Juli 2017, Mexiko

Heute erhalten wir einen Einblick in ein „anderes Mexiko“: Der Wochenmarkt im Municipio Coacalco de Berriozábal im Bundesstaat México wird wohl eher selten von Ausländern besucht. Auf dem Rückweg erleben wir, wie schnell die Straßen bei Regen überfluten und zu kleinen Flüssen werden.

In der Peripherie Mexiko-Stadts funktioniert die kommunale Müllentsorgung nicht richtig. Private Müllsammler füllen diese Lücke.

Montag, 10. Juli 2017, Mexiko

Stefan Jost, Leiter des KAS-Auslandsbüros in Mexiko berichtet, dass in Mexiko großer Patriotismus vorhanden sei, gleichzeitig aber wenig Vertrauen in die Regierung herrsche. Die Haltung „je weniger ich von den offiziellen Strukturen abhängig bin, desto besser bin ich dran“, stärke den informellen Sektor.

Jorge Aguirre, Jungunternehmer aus dem Bundesstaat Sonora betont, dass bei der Korruption, wie bei einer Treppe, von oben nach unten gefegt werden müsse, sonst funktioniere es nicht.

Dienstag, 11. Juli 2017, Mexiko

Der Smart-TV in der Unterkunft empfängt kein normales, lineares Fernsehprogramm. Lediglich YouTube und Netflix stehen über das Internet zur Verfügung.

Mittwoch, 12. Juli 2017, Mexiko

Urban-Gardening-Versuche in Mexiko-Stadt müssen sich gegen Hundekot zur Wehr setzen.

Donnerstag, 13. Juli 2017, Mexiko

Stadtverkehr auf der Avenida Arcos de Belén

Bei der Veranstaltung „Bonos de Impacto en México: oportunidades y retos“ wird über einen innovativen Finanzierungsmechanismus für soziale Programme diskutiert. Mittels Social Impact Bonds finanzieren private, wirkungsorientierte Investoren ein soziales Vorhaben vor. Nur wenn dieses seine vereinbarte Wirkung erzielt, werden die Investoren vom öffentlichen Auftraggeber rückvergütet. Eine große Hürde für den Ansatz ist das fehlende Vertrauen darauf, dass der mexikanische Staat die eingegangenen Verpflichtungen im Erfolgsfall auch tatsächlich erfüllt.

Freitag, 14. Juli 2017, Mexiko

Im Zentrum von Mexiko-Stadt wird das aztekische Erbe freigelegt. Als die Spanier 1519 die damalige Azteken-Hauptstadt namens Tenochtitlan erreichten, lag diese auf mehreren Inseln im Texcoco-See. Dieser ist heute weitgehend ausgetrocknet. Die schiefen Wände vieler kolonialer Bauwerke lassen aber auf den weichen Untergrund schließen, auf dem diese errichtet wurden.

Samstag, 15. Juli 2017, Mexiko

Walk the dog – Hundesitter sind in Mexiko-Stadt weit verbreitet. Beliebtes Gassirevier ist der Parque México, in dem sich ein sehr schöner Hundespielplatz befindet.

Mülltrennung auf mexikanische Art.

Sonntag, 16. Juli 2017, Mexiko

Best Süssgebäck ever vom Straßenmarkt in San Angel :-)

Am Rande eines Straßenmarktes im Stadtteil San Angel bietet ein schamanischer Heiler seine Dienste an. Diese erfreuen sich reger Nachfrage.

Montag, 17. Juli 2017, Mexiko

Nicht-zu-verkaufen: Anwohner kämpfen gegen die Gentrifizierung ihres Viertels, die nach ihrer Einschätzung auch mithilfe von Korruption vorangetrieben wird.

Dienstag, 18. Juli 2017, Mexiko

Javier Mestre, von Corresponsables hebt hervor „Was nicht gemessen wird, kann nicht verbessert werden“. Daher müsse Nachhaltigkeit in den Unternehmen gemessen werden. Darüber hinaus betont er, dass es auf die soziale Verantwortung von Unternehmen kein Urheberrecht geben dürfe. Dennoch kommunizieren einige Unternehmen ihr Engagement nicht, damit sie nicht kopiert werden können. Diesen Ansatz hält er für falsch.

Der Taco al pastor ist eine in Mexiko sehr beliebte Taco-Art mit Schweinefleisch. Wer hat‘s erfunden? Die Betreiber des Restaurants El Tizoncito beanspruchen, dass sie es waren.

Mittwoch, 19. Juli 2017, Mexiko

Lorena Cortes von CEMEFI weist darauf hin, dass es in Mexiko gut angesehen sei, möglichst viel Zeit auf der Arbeit zu verbringen. Daher sei es eines der Länder, in denen die meisten Arbeitsstunden geleistet würden, gleichzeitig sei die Produktivität aber mit am geringsten. Hierfür gibt es ein geflügeltes Wort: „Hacer horas nalgas“, Stunden machen, in denen man nichts tut.

In Mexiko wird reich sein häufig mit „ein Schuft sein“ gleichgesetzt. Die Leute denken, dass man etwas Unrechtes getan haben muss, um reich geworden zu sein. Arm zu sein bedeutet, dass man nicht studieren bzw. arbeiten wolle, sondern faul sei.

In Mexiko ist die Ungleichheit ein größeres Problem als die Armut. Vor allem die Ungleichheit vor dem Gesetz und bzgl. des Zugangs zur Justiz ist frappant: „El que no tiene dinero no tiene a quien le defienda“ („Wer kein Geld hat, hat niemanden, der ihn verteidigt“).

Eine Sperrmüllsammlerin fährt durch die Straßen und macht mithilfe eines Megaphons auf sich aufmerksam.

Donnerstag, 20. Juli 2017, Mexiko

Gespräch bei Roche. Der Head of Procurement Mexico Arturo Alonso schildert, wie das Schweizer Pharmaunternehmen Nachhaltigkeit in seiner Lieferkette sicherstellt. Nach seiner Erfahrung können lokale Zulieferer viel von multinationalen Unternehmen lernen. Gleichzeitig sind die lokalen Zulieferer wichtig für die multinationalen Unternehmen. Der gezielte Austausch mit den Zulieferern über das Thema Nachhaltigkeit wird auch als Triebfeder für Innovationen genutzt.

Freitag, 21. Juli 2017, Mexiko

Netflix-Abend: In der satirischen Filmkomödie „La dictadura perfecta“ hilft ein einflussreicher Fernsehsender gegen ein hohes Bestechungsgeld einem notorisch korruptem Gouverneur sein Image zu verbessern und mexikanischer Präsident zu werden. Nach allem, was wir über das politische System Mexikos erfahren haben, leider kein abwegiger Plot.

Samstag, 22. Juli 2017, Mexiko

Der Eintritt zur Pyramide von Tenayuca kostet normalerweise 50 MXN pro Person. Zurzeit ist er jedoch kostenlos, da die Kasse aufgrund eines Lieferengpasses über keine Tickets verfügt.

Sonntag, 23. Juli 2017, Mexiko

Nach 16 Tagen und 450 km Fußmarsch zogen heute ca. 50‘000 Pilger aus der Stadt Querétaro in der Basilika Santa María de Guadalupe ein.

Montag, 24. Juli 2017, Mexiko

Wir erwarten eine wichtige Expresssendung mit TNT. Diese entwickelt sich zum Reinfall. Nach einer Odyssee durch Europa ist die Sendung bereits zehn Tage überfällig und es besteht wenig Hoffnung, dass sie noch rechtzeitig vor unserer Weiterreise ankommt.

Dienstag, 25. Juli 2017, Mexiko

Der erste Vortrag der Forschungsreise findet bei der AHK Mexiko statt. An der Veranstaltung zum Thema Korruptionsprävention nehmen rund 60 Personen teil. Dies unterstreicht das Interesse der Unternehmen an der Thematik. Die Veranstaltung dient gleichzeitig als Auftaktevent für eine neue AHK-Arbeitsgruppe zum Thema Compliance. Besten Dank an Gabriel Carranza und sein Team!

Ein deutscher Kleinunternehmer hat während seiner Tätigkeit in Mexiko folgendes gelernt: Wichtiger als jemanden im Unternehmen zu haben, der die Gesetze kennt, ist es, jemanden zu kennen, der weiß zu wem man gehen muss, um Dinge zu erreichen.

Nach 23 Tagen in Mexiko-Stadt geht es heute mit Flug AV2653 über Nacht weiter nach Lima. Abflug ist um 23:50 Uhr.

Peru

26. Juli – 12. August 2017
Mittwoch, 26. Juli 2017, Peru

Erster Tag in Lima: Stadtteil Miraflores – das Polanco Perus. Unsere Wohnung im 10. Stock bietet einen tollen Ausblick bis zum Pazifik. Hier macht Lima einen sehr gepflegten und sauberen Eindruck. Die Straßen sind in besserem Zustand als in Mexiko. Es erscheint alles ein wenig wie in einer Filmkulisse, etwas unwirklich.

Der erste Interviewpartner, Eduardo Benavides, betont, dass es zwei Perus gäbe: Lima und den Rest des Landes. Für die indigene Bevölkerung auf dem Land seien auch die Peruaner aus Lima bzw. aus anderen Städten „Ausländer“.

Donnerstag, 27. Juli 2017, Peru

Heute ist der erste Tag der viertägigen Feierlichkeiten zum peruanischen Nationalfeiertag Fiestas Patrias, mit denen das Land seiner Unabhängigkeit von Spanien im Jahr 1821 gedenkt. Daher finden heute und morgen keine Interviews statt.

Freitag, 28. Juli 2017, Peru

Heute haben wir das „wirkliche Lima“ gesehen. Wir waren in der Altstadt unterwegs – wie viele andere auch. Durch die Fiestas Patrias waren die Straßen teilweise stark überfüllt, die meisten Geschäfte waren jedoch geschlossen.

Samstag, 29. Juli 2017, Peru

Die Peruaner begehen die Fiestas Patrias mit einer großen Militärparade. Dieses Jahr dauert diese jedoch nur zwei anstatt der üblichen vier Stunden.

Alle wollen die grosse Parade sehen.

Das wirklich Interessante ist jedoch nicht die Parade selbst, sondern das geschäftige Treiben drumherum. Hunderte Straßenverkäufer bieten ihre Waren feil und, man kann die Mechanismen der Marktwirtschaft in Reinform erleben: vor Beginn der Parade kostet ein Hocker 5 PEN während der Parade steigt der Preis auf bis zu 7,5 PEN. Nach dem Ende der Parade sinken die Preise sofort wieder.

Der patriotische Mops darf nicht fehlen.

Sonntag, 30. Juli 2017, Peru

Blick auf die Steilküste am Pazifik.

Sonntagsabends trifft man sich in Miraflores am Plaza Kennedy zum Tanz.

Montag, 31. Juli 2017, Peru

Beim Treffen mit Felipe Custer betont der Unternehmer, dass die Informalität aus der Not heraus existiere und nicht aus Vergnügen. Aufgrund des hohen Grads an Informalität in der peruanischen Wirtschaft müsse man sich immer fragen, woher die einzelnen Produkte kommen und ihre Herkunft kontrollieren.

Dienstag, 1. August 2017, Peru

Sebastian Grundberger, Leiter des KAS-Auslandsbüros Peru, beobachtet, dass in Peru das Vertrauen in den Staat sehr gering ausgeprägt ist. Viele junge Peruaner, die sehr gut ausgebildet sind und im Ausland studiert haben, kommen mit guten Ideen zurück. Sie möchten i.d.R. aber nicht für öffentliche Ämter kandidieren. Das Ansehen der Abgeordneten ist sehr schlecht und Wahlkampagnen sind teuer.

Anlässlich des Schweizer Nationalfeiertags findet ein Empfang in der Residenz des Schweizer Botschafters statt. Auch der peruanische Präsident Pedro Pablo Kuczynski hält eine kurze Ansprache. Seine Familie hat schweizerisch-deutsche Wurzeln. Der Präsident betont den Vorbildcharakter, den die Schweiz seiner Meinung nach für Peru hat.

Mittwoch, 2. August 2017, Peru

Sandro Sanchez, Professor an der CENTRUM Católica Business School, weist darauf hin, dass in Peru die Meinung weit verbreitet sei, dass alle öffentlichen Amtsträger korrupt seien. Daher werde in erster Linie darauf geachtet, ob ein Politiker Bauwerke hinterlasse. Hierfür gibt es ein geflügeltes Wort: „roba pero hace obras“.

Donnerstag, 3. August 2017, Peru

Sehr typisch für Lima: wenn man durch die Straßen läuft, wird man ständig von Taxifahrern angehupt, die potentielle Kunden auf sich aufmerksam machen wollen. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen.

Freitag, 4. August 2017, Peru

Christian Hauser beim Vortrag in der AHK Peru.

Heute organisiert die AHK Peru ein Arbeitsfrühstück zum Thema: „Ética y negocios: enfoques y experiencias europeas frente a la corrupción“. Es wird deutlich, dass es bisher kaum Plattformen gibt, auf denen sich Compliance-Verantwortliche austauschen können, hierfür aber ein klarer Bedarf gesehen wird. Vielen Dank an Rocío Villaran und ihr Team!

Samstag, 5. August 2017, Peru

Heute sind wir eingeladen, ein Seminar zum Thema CSR und Compliance an der CENTRUM Católica Business School zu halten. Diese ist PRME-Mitglied und Teil der Pontificia Universidad Católica del Perú. An der Veranstaltung, die im Rahmen des EMBA-Programmes stattfindet, nehmen 40 Führungskräfte von peruanischen Unternehmen teil. Die Diskussion ist sehr angeregt, da alle konkrete Beispiele aus ihrem beruflichen Alltag einbringen können.

Christian Hauser, Carolin Deiner und Sandro Sanchez mit EMBA-Studierenden der CENTRUM Católica Business School

Sonntag, 6. August 2017, Peru

Sonntags scheint in Lima kein Tag zu sein, an dem die Leute auswärts essen gehen. Viele Restaurants bleiben ganz geschlossen oder haben verkürzte Öffnungszeiten.

Montag, 7. August 2017, Peru

Heute erscheint zum ersten Mal ein Interviewpartner nicht zum vereinbarten Gesprächstermin. Der Institutsleiter und die Sekretärin sind sich nicht einig, ob der vorgesehene Gesprächspartner überhaupt am Institut arbeitet oder nicht. Auch wenn das ursprünglich geplante Gespräch nicht zu Stande kommt, kann ich ein interessantes Interview mit dem Institutsleiter, Giovanni Bonfiglio, führen.

Javier Perla, Leiter Nachhaltiges Wirtschaften von Libélula – Management in Climate Change and Communications, betont, dass in der CSR-Diskussion die Frage, auf welche Weise und mit welchen Methoden ein Unternehmen sein Geld verdient, stärker ins Zentrum rücken müsse. Bislang liege der Fokus zu stark auf der Frage, wie das Unternehmen einen Teil seiner Gewinne in Projekten mit seinen Anspruchsgruppen verteile (Philanthropie).

Kinoabend: „Gemelos sin cura“ ist eine Verwechslungskomödie mit dem peruanischen Komiker Pablo Villanueva genannt Melcochita. Der Film handelt von den ungleichen Zwillingsbrüdern Pedro und Pablo. Ein Pfarrer und ein abgehalfterter Kneipenmusiker auf der Flucht vor skrupellosen Schuldeneintreibern. Gewöhnungsbedürftiger Humor.

Dienstag, 8. August 2017, Peru

Heute nehmen wir an der internationalen Konferenz zum Thema „Kampf gegen die Korruption“ teil, die von der Konrad-Adenauer-Stiftung und dem peruanischen Ministerium für Justiz und Menschenrechte veranstaltet wird. Da wir zwischenzeitlich für Repräsentanten der deutschen Botschaft gehalten werden, erhalten wir bevorzugten Zutritt.

Die peruanische Regierung hat erklärt mit aller Härte gegen Korruption vorgehen zu wollen. Dies macht Präsident Pedro Pablo Kuczynski im Februar 2017 in einer Fernsehansprache zum Korruptionsskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht in Peru deutlich und benennt die konkreten Maßnahmen seiner Regierung zur Korruptionsprävention:

Mittwoch, 9. August 2017, Peru

In den Räumlichkeiten der Schweizer Botschaft halte ich heute den Vortrag „Lucha empresarial contra la corrupcion: enfoques y experiencias suizas“. Die Veranstaltung, an der 27 Unternehmensvertreter teilnehmen, wird von der Schweizerischen Handelskammer in Peru organisiert. Herzlichen Dank an Corinne Schirmer und ihr Team!

Christian Hauser nach seinem Vortrag, u.a. mit Corinne Schirmer, Geschäftsführerin der Schweizerischen Handelskammer (3.v.r.), und Christoph Sommer, Botschaftsrat (2.v.r.).

Donnerstag, 10. August 2017, Peru

Nach Einschätzung von Luis Enrique Aguilar von CHS Alternativo sollten die multinationalen Unternehmen für eine Angleichung der nationalen Standards an die internationalen Standards proaktiv Lobby machen, wie sie auch für andere Themen lobbyieren. Damit würden sie für gleiche Wettbewerbsbedingungen für alle Unternehmen sorgen und Risiken für sich verringern.

Freitag, 11. August 2017, Peru

Am letzten Abend in Lima schauen wir im Kino die peruanische Filmkomödie „Once machos“. Ein Team von Feierabendkickern lässt sich auf ein Fußballspiel gegen eine Profimannschaft ein und verwettet dafür seine Häuser. Diese möchte ein Immobilienhai abreißen, um ein Einkaufszentrum zu errichten. Happy End vorprogrammiert?

Samstag, 12. August 2017, Peru

Nach 18 Tagen in Lima heißt es heute Abschied nehmen, weiter geht es um 17:29 Uhr mit Flug AV0024 Richtung Bogotá.

Kolumbien

13. – 30. August 2017
Sonntag, 13. August 2017, Kolumbien

Fun-Fact: Der Höhenunterschied zwischen Lima (161 m ü.M.) und Bogotá (2640 m ü.M.) führt dazu, dass aus einem fast leeren Deoroller die Rollkugel herausgeschleudert wird.

Montag, 14. August 2017, Kolumbien

In Kolumbien scheinen die Menschen sehr früh zur Arbeit zu gehen. Viele Gesprächstermine werden uns deutlich früher angeboten als in Mexiko oder Peru.

In blauer und roter Schrift ist zu lesen, was Kolumbien bewegt: Der Krieg ist vorbei, der Friede ist gekommen.

Dienstag, 15. August 2017, Kolumbien

Die AHK Kolumbien lädt heute in Kooperation mit der Schweizer Kammer in Kolumbien zu meinem Vortrag „Lucha empresarial contra la corrupción“ ein. Vielen Dank an Yolanda Rodríguez und ihr Team!

Carlos Lozano von Corresponsables hebt hervor, dass kein Superheld, wie Batman oder Superman, kommen werde, um Kolumbien zu retten. Vielmehr seien die Kolumbianer selbst gefordert, die sozialen und ökologischen Herausforderungen des Landes anzugehen.

Mittwoch, 16. August 2017, Kolumbien

Um einen Verkehrsinfarkt zu verhindern, gilt seit 1998 in Bogotá das System „pico y placa“. Zu den Hauptverkehrszeiten („pico“) zwischen 6 und 8 Uhr sowie zwischen 15 und 19:30 Uhr dürfen im Stadtgebiet Autos mit bestimmten Endziffern des Nummernschilds („placa“) nicht fahren. Jeden Tag sind andere Endziffern betroffen. Bei Zuwiderhandeln drohen drastische Bußgelder.

Donnerstag, 17. August 2017, Kolumbien

Der Schwarzwald ist überall vertreten. In unserer Unterkunft in Bogotá sind die Badezimmer-Armaturen von Hansgrohe.

Freitag, 18. August 2017, Kolumbien

Im Einkaufszentrum Hacienda Santa Barbara in Usaquén werden die Besucher über Lautsprecher zur Teilnahme an der Heiligen Messe um 11 Uhr eingeladen. Die Lautsprecherdurchsage wird mehrfach wiederholt.

Samstag, 19. August 2017, Kolumbien

Zu Fuß größere Strecken durch die Stadt zu gehen ist in Lateinamerika nicht üblich. Wie bereits in Mexiko-Stadt und Lima finden auch in Bogotá die meisten diese Art die Stadt zu erkunden eher befremdlich.

Sonntag, 20. August 2017, Kolumbien

Jeden Sonntag findet der Mercado de las Pulgas in Usaquén, dem 1. Stadtbezirk von Bogotá, statt. Kunsthandwerker und Straßenkünstler bieten ihre Waren feil.

Montag, 21. August 2017, Kolumbien

Am 15. August war Maria Himmelfahrt. Die Kolumbianer verlegen die meisten Feiertage auf den darauffolgenden Montag und verlängern so das Wochenende. Sie machen „puente“ (Brücke). Diese Regelung geht auf Raimundo Emiliani Román zurück und wird daher Ley Emiliani genannt. Die Regelung soll den kolumbianischen Tourismus fördern.

Ursprünglich hatten wir drei Termine für heute vereinbart. Zum Glück haben wir alle Gesprächspartner nochmals kontaktierter. Zwei davon hatten den Feiertag nicht auf dem Schirm. Hätten wir nicht nachgefragt, wären wir um 8 Uhr beim vermeintlich ersten Termin vor verschlossener Tür gestanden.

Ein Taxifahrer beklagt, dass es in Kolumbien zu viele Feiertage gäbe und deshalb zu wenig gearbeitet würde. Er meint, die Regierung würde für alles einen Feiertag erfinden, um die Leute von den wirklichen Problemen abzulenken: „So lange sie feiern, beschweren sie sich nicht.“

Dienstag, 22. August 2017, Kolumbien

Nach Einschätzung von Lothar Witte, Leiter des FES-Auslandsbüros in Bogotá lauern heute in den besseren Vierteln der Stadt drei Gefahren auf Fußgänger: 1) von Trickdieben bestohlen zu werden, 2) von Fahrradfahrern umgefahren zu werden, 3) sich den Knöchel in einem der zahlreichen Straßenlöcher zu verletzen.

Verglichen mit den beiden anderen Hauptstädten, Mexiko-Stadt und Lima, ist die Straßeninfrastruktur in Bogotá augenscheinlich deutlich schlechter. Zahlreiche Schlaglöcher sind auch in den Straßen der besseren Stadtviertel zu finden.

Mittwoch, 23. August 2017, Kolumbien

Das Einkaufszentrum Andino liegt auf dem ehemaligen Gelände der Deutschen Schule. Im Juni 2017 fand dort auf der Damentoilette ein Sprengstoffanschlag statt, dem drei Menschen zum Opfer fielen. Daher werden an den Eingängen jetzt Sprengstoffspürhunde eingesetzt.

Donnerstag, 24. August 2017, Kolumbien

Überprüfung ökonomischer Theorie im Selbstversuch: Friseurtermin in Bogotá. Ein Männerhaarschnitt kostet COP 9‘000; umgerechnet EUR 2,60 bzw. CHF 2,95. Der Balassa-Effekt wirkt ;-)

Heute fährt uns ein gelernter Schuhmacher. Die Konkurrenz aus China sei zu erdrückend. Daher fährt er seit vier Monaten mit dem Auto seiner Frau für Uber.

Offizielle Lancierung der Better Gold Initiative in Kolumbien mit Festakt in der Residenz der Schweizer Botschaft. Ziel der Initiative ist es, den kleinen Goldbergbau in Kolumbien nachhaltig zu entwickeln und in die Lieferkette der Schweizer Goldwirtschaft zu integrieren.

Freitag, 25. August 2017, Kolumbien

In der Bäckerei „Brot“ wird man gefragt, ob man sein Brot aufgeschnitten haben will. Wenn man dies bejaht, schneidet die Verkäuferin das Brot von Hand auf.

Heute schauen wir im Kino den Dokumentarfilm „Amazona“. Dieser schildert das Leben der britischen Hippie-Aussteigerin Valeria Meikle, die ihre noch jungen Kinder verlassen hatte, um im kolumbianischen Urwald zu leben. Sie ist der Meinung, dass sich eine Mutter nicht für ihre Kinder aufopfern müsse, sondern ihre eigenen Träume leben solle. Im Gegenzug müssten sich Kinder auch nicht für ihre Eltern aufopfern.

Samstag, 26. August 2017, Kolumbien

Der Hausberg Montserrate bietet einen beeindruckenden Blick über die Millionenstadt Bogotá. Durch den Blick von oben werden die Ausmaße der Megacity deutlich.

Zur Stärkung der Touristen gibt es auf dem Hausberg Montserrate zahlreiche Imbissbuden, die regionale Spezialitäten anbieten.

Sonntag, 27. August 2017, Kolumbien

Treffen mit Diana, der Schwägerin einer Cousine. Wir verabreden uns beim Parque de la 93 in Chicó, dem Viertel, in dem unsere Unterkunft liegt. Diana sagt uns zur Begrüßung, dass sie hier nicht leben könnte, es wäre ihr zu „ordentlich“. Sie hat sich gerade eine Wohnung im Zentrum gekauft. In einem „barrio bien popular“. Aufgrund der Lage war die Wohnung sehr günstig. Nun hofft sie auf die Gentrifizierung des Viertels, da die Stadt eine Metrolinie plant, die in der Nähe eine Haltestelle bekommen soll. Um sich ein Bild von dem Viertel zu machen, geht sie zu unterschiedlichen Tages- und Wochenzeiten zur Wohnung, die derzeit noch renoviert wird.

Montag, 28. August 2017, Kolumbien

Heute fahren wir das erste Mal mit einem weiblichen Uberfahrer. Sie erzählt uns, dass sie seit 1,5 Jahren bei Uber gemeldet sei, aber erst seit einigen Wochen regelmäßig fahre, da sie ihre Stelle im kaufmännischen Bereich verloren habe. Die Arbeitssuche in Bogotá sei schwierig; viele Firmen müssten schließen. Außerdem kämen viele Venezolaner ins Land, die eine Stelle für viel weniger Geld annehmen als die Kolumbianer. Dies mache sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Unsere Uberfahrerin ist momentan auf der Suche nach einer neuen Stelle und ist zur Überbrückung als Fahrerin tätig.

Dienstag, 29. August 2017, Kolumbien

Bogotá bereitet sich auf den Besuch von Papst Franziskus vor. Dieser plant eine apostolische Reise vom 6. bis zum 11. September nach Kolumbien, um den Aussöhnungsprozess zwischen der Regierung und den Guerillagruppen zu unterstützen.

Mittwoch, 30. August 2017, Kolumbien

Nach 19 Tagen in Bogotá geht es heute mit Flug AV0085 weiter nach São Paulo. Es steht der zweite Nachtflug der Reise an. Abflug ist um 22:04 Uhr. Nach gut sechs Stunden Flugzeit erfolgt die Landung gegen 6:15 Uhr Ortszeit. Die Zeitverschiebung zwischen Kolumbien und der Ostküste Brasiliens beträgt zwei Stunden.

Brasilien

31. August – 6. Oktober 2017
Donnerstag, 31. August 2017, Brasilien

Brasilien qualifiziert sich als eines der ersten Länder für die Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland. Das heutige 2:0 gegen Ecuador ist der 9. Sieg in Folge in der WM-Qualifikation.

Freitag, 1. September 2017, Brasilien

Besuch im Regionalbüro für Lateinamerika der Allianz für Integrität in São Paulo. Die globale Multi-Stakeholder Initiative unterstützt mich durch die Vermittlung von Gesprächspartnern aktiv bei der Durchführung des Forschungsprojektes. Herzlichen Dank!

Samstag, 2. September 2017, Brasilien

Die Wochenenden nutzen viele Paulistanos für einen Besuch im Stadtpark Ibirapuera. Im Park befindet sich u.a. das Museu Afro Brasil, dass sich der afro-brasilianischen Geschichte und Kultur widmet. Dort ist auch ein Code of Conduct für Sklavenhalter aus dem Jahr 1870 ausgestellt: „Instruções para a administração das fazendas“ („Anweisungen für die Farmverwaltung“).

Sonntag, 3. September 2017, Brasilien

Das Museu de Arte Contemporânea (MAC USP) in São Paulo zählt zu den größten Museen für zeitgenössische Kunst in Lateinamerika. Darüber hinaus bietet es einen schönen Ausblick auf die Stadt.

Montag, 4. September 2017, Brasilien

In einem Apartment in Salvador (Bahia) findet die brasilianische Bundespolizei heute Bargeld im Wert von BRL 51.030.866,40 (EUR 13.744.000/CHF 15.656.600). Der größte Bargeldfund in der Geschichte des Landes. Das Bargeld ist in mehreren Koffern und Pappkartons gelagert. Genutzt wird das Apartment vom ehemaligen Minister Geddel Vieira Lima (PMDB). Offiziell um Besitztümer seines Vaters zu lagern, der im letzten Jahr verstorben ist.

Dienstag, 5. September 2017, Brasilien

Die Avenida Paulista ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum von São Paulo. Auch das Schweizerische Generalkonsulat mit dem Swiss Business Hub hat dort ihren Sitz. Für Schweizer Unternehmen, die in Brasilien Geschäfte tätigen wollen, ist das Business Hub ein wichtiger Ansprechpartner.

Mittwoch, 6. September 2017, Brasilien

Heute halte ich einen Vortrag im Rahmen der Arbeitsgruppe Anti-Korruption des brasilianischen Netzwerks des UN Global Compacts. Die aktuellen Korruptionsskandale geben den Unternehmen in Brasilien einen starken Impuls hin zu einer transparenteren und integreren Geschäftskultur. Es wird jedoch erwartet, dass der Kulturwandel noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird.

Im Umfeld des Roche-Firmengeländes befindet sich die größte Favela von São Paulo: Vila Nova Jaguaré. Nachdem ein Dienstleister des Unternehmens vor dem Firmengelände überfallen und getötet worden war, entwickelte das Unternehmen ein Programm, das dazu beitrug, die Verhältnisse in der Favela zu verbessern.

Donnerstag, 7. September 2017, Brasilien

Zitat eines Uber-Fahrers: „São Paulo ist keine Stadt zum Leben, sondern eine Stadt zum Arbeiten“. Deshalb verlassen alle, die es sich leisten können, an einem Feiertag wie dem heutigen brasilianischen Unabhängigkeitstag die Stadt. Am 7. September 1822 hatte der portugiesische Kronprinz Dom Petro mit dem Grito do Ipiranga die Unabhängigkeit Brasiliens ausgerufen.

Freitag, 8. September 2017, Brasilien

Der brasilianische Spielfilm „Polícia Federal – A Lei é Para Todos“ erzählt die Anfänge der Operação Lava Jato (Operation Hochdruckreiniger). Diese brachte den größten Korruptionsskandal in der Geschichte des Landes ins Rollen. Kritiker bemängeln, dass der Film zwar auf wahren Begebenheiten beruhe, diese aber nicht historisch korrekt verarbeite. Zum Teil werde dramaturgisch frei interpretiert. Spannend inszeniert ist er allemal.

Samstag, 9. September 2017, Brasilien

Auf dem Nord-Süd-Korridor Avenida 23 de Maio fließt der Verkehr am Wochenende weitgehend flüssig. An Werktagen sieht es ganz anders aus: Kilometerlang wälzen sich dann mehrspurige Blechlawinen in Richtung Zentrum bzw. aus der Megacity heraus.

Sonntag, 10. September 2017, Brasilien

Heute geht es nach elf Tagen in São Paulo weiter nach Curitiba. Die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Paraná hat rund 1,9 Millionen Einwohner. Das erste Mal auf dieser Reise halte ich mich damit nicht in einer Megacity mit mehr als 10 Millionen Einwohnern auf.

Montag, 11. September 2017, Brasilien

Im Rahmen des 6. Regionaltreffens des PRME Chapter Lateinamerika nehme ich an einer Paneldiskussion zum Thema „CSR in Latin America“ teil und präsentiere erste Ergebnisse meiner Forschungsreise. Hochschulvertreter aus zahlreichen Ländern der Region diskutieren, wie verantwortungsvolle Unternehmensführung stärker in Forschung und Lehre von Hochschulen und Business Schools verankert werden kann.

Dienstag, 12. September 2017, Brasilien

Curitiba gilt seit den 1970er Jahren als Modell für die Stadtentwicklung in Lateinamerika. Die Stadt verfügte über die erste Fußgängerzone und das erste Metrobus-System in der Region.

Mittwoch, 13. September 2017, Brasilien

Die 4. RME Research Conference ist ein voller Erfolg. So viele Wissenschaftler wie noch nie stellen anlässlich der Tagung ihre Forschungsergebnisse zur Diskussion. Aus der Taufe gehoben wurde die Konferenz 2014 an der HTW Chur.

Im Rahmen der Podiumsdiskussion „Leaders training for SDG 16 – Peace, justice and strong institutions“ diskutiere ich mit Kollegen und Unternehmensvertretern aus Lateinamerika, welche Rolle die Hochschulausbildung und die betriebliche Weiterbildung haben, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen.

Donnerstag, 14. September 2017, Brasilien

Heute halte ich im Rahmen der 4. RME Research Conference einen Vortrag zum Thema „Corruption in international business“. Das Thema ist für Brasilien hoch aktuell und wird entsprechend interessiert diskutiert.

Paraná gilt als einer der Bundesstaaten mit dem besten Bildungssystem des Landes. Laut einem Medienbericht gibt es dennoch Schulen, die auch zehn Monate nach Beginn des Schuljahrs noch keine Schulbücher erhalten haben.

Freitag, 15. September 2017, Brasilien

Das Museu Oscar Niemeyer in Curitiba wird umgangssprachlich auch Museu do Olho (Museum des Auges) genannt. Es wurde vom brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer entworfen, dessen bedeutendste Werke im Museum ebenfalls ausgestellt sind.

Samstag, 16. September 2017, Brasilien

Impressionen aus der ältesten Fußgängerzone Brasiliens.

Sonntag, 17. September 2017, Brasilien

Heute geht es mit einem Flugzeug vom Typ Embraer 190 von Curitiba nach Rio de Janeiro. Das brasilianische Unternehmen Embraer ist der weltweit viertgrößte Flugzeugbauer.

Im Bordmagazin der größten Fluggesellschaft Lateinamerikas LATAM wird Baiersbronn im Schwarzwald als einer der weltweit sechs romantischsten Orte empfohlen, um Flitterwochen zu verbringen.

Am Abend gibt es Kokosnuss mit Zuckerhut. Lecker ;-)

Montag, 18. September 2017, Brasilien

Die wirtschaftliche Krise hat Rio de Janeiro hart getroffen. Viele versuchen mit Apps wie Uber ihr Gehalt aufzubessern oder bestreiten ihren gesamten Lebensunterhalt damit. Oder wie ein Sprichwort sagt: „Está faltando emprego, mas não está faltando trabalho“, („Arbeit fehlt nicht, aber Arbeitsplätze gibt es keine“).

Einige Impressionen aus der „Cidade Maravilhosa“.

Dienstag, 19. September 2017, Brasilien

Wenn in letzter Zeit Helikopter über den noblen Stadtvierteln im südlichen Teil von Rio de Janeiro kreisten, wusste man, dass wieder eine Hausdurchsuchung im Rahmen der Operation Lava Jato durchgeführt wird. Heute sind die Helikopter jedoch wegen des massiven Gewaltausbruchs in der Favela Rocinha unterwegs.

Mittwoch, 20. September 2017, Brasilien

Für die Olympischen Sommerspielen 2016 wurde das alte Hafengebiet von Rio de Janeiro revitalisiert. Heute ist das Areal auch dank des futuristischen Museu do Amanhã (Museum von Morgen) des spanisch-schweizerischen Stararchitekten Santiago Calatrava ein beliebtes Ausflugsziel.

In Rio de Janeiro hat die Gewalt solche Ausmaße angenommen, dass sich die Unternehmen im Zentrum der Stadt zusammengeschlossen und die Initiative „Centro presente“ ins Leben gerufen haben. Nun patrouillieren neben der Polizei auch bewaffnete private Sicherheitsleute im Stadtzentrum.

Die sogenannte ponte aérea (Luftbrücke) verbindet die beiden Stadtflughäfen von Rio de Janeiro (Santos Dumont) und São Paulo (Congonhas). Täglich verkehren mehr als 120 Flüge auf dieser Strecke. Ursprünglich war ich auf den Flug um 17:15 Uhr gebucht. Da ich früh genug am Flughafen bin, kann ich aber problemlos bereits den Flug um 16:45 Uhr nehmen.

Donnerstag, 21. September 2017, Brasilien

Heute Vormittag halte ich auf Einladung der Schweizerisch-Brasilianischen Handelskammer einen Vortrag zum Thema Korruptionsprävention. Herzlichen Dank an Stefania Hertach und ihr Team für die Organisation der erfolgreichen Frühstücksveranstaltung!

Anschließend geht es mit einer Turboprop-Maschine vom Typ ATR 72 vom Flughafen Viracopos in Campinas nach Dourados. Der Flughafen Viracopos liegt gut 100 km von São Paulo entfernt und wird für den Passagierverkehr immer bedeutender, da die andern Flughäfen der Region (Congonhas und Guarulhos) an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.

Freitag, 22. September 2017, Brasilien

Die Zeitung berichtet darüber, dass sich derzeit Vertreter der indianische Ethnie der Guaraní-Kaiowá aus Mato Grosso do Sul in Genf aufhalten, um vor dem Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen die Rechte der indigenen Bevölkerungen einzufordern. Vor dem Hintergrund der anhaltenden Landkonflikte in der Region sind in den vergangenen Jahren 470 Indianer ermordet worden, 750 haben Selbstmord begangen.

Laut einem weiteren Zeitungsbericht von heute liegt der Anteil der städtischen Haushalte, die in Brasilien nicht ans Abwassernetz angeschlossen sind, bei 46%. Auf dem Land ist der Wert noch höher.

Samstag, 23. September 2017, Brasilien

Heute geht es fünf Stunden mit dem Überlandbus von Dourados nach Iguatemi. Dort besuche ich das Projekt des Franziskanerpaters Áldio Rosá. Dieser setzt sich seit Jahrzehnten für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein. Für sein Engagement wurde er als Defensor dos Direitos Humanos da Secretaria de Direitos da Presidência da República anerkannt. Nach wiederholten Morddrohungen ist sein Gelände mit zahlreichen Video-Kameras gesichert. Auch im Haus sind welche angebracht. Die Bilder werden direkt zur (Bundes-)Polizei in Brasília übertragen.

Sonntag, 24. September 2017, Brasilien

Der Entwicklungsorganisation Oxfam postet heute einen Bericht zur Ungleichverteilung von Einkommen und Vermögen in Brasilien. Dieser kommt zum Schluss, dass das Land in den zurückliegenden Jahrzehnten Fortschritte gemacht habe. Die Entwicklung verlaufe jedoch sehr langsam. Daher zählt Brasilien noch immer zu den Ländern mit der weltweit größten Kluft zwischen Arm und Reich. Im Rahmen meiner Forschungsreise lerne ich verschiedene Facetten dieser sehr unterschiedlichen Realitäten kennen.

Montag, 25. September 2017, Brasilien

Ein Ziel des Projektes von Pater Álido ist die Wiederaufforstung der gerodeten Gebiete, die die indigene Bevölkerung zurückerhalten hat. Hierfür werden Setzlinge verschiedener einheimischer Pflanzenarten gezogen.

Dienstag, 26. September 2017, Brasilien

Die Aldeia Pyelito, in der 58 Familien leben, verfügt weder über Strom noch Brunnen. Das Wasser kommt mit LKWs. Seit drei Monaten werden keine cestas básicas mehr geliefert. Der Grund dafür ist unbekannt.

In den Aldeias ist Tuberkulose weit verbreitet. Daher ist dringend davon abzuraten, mit der indigenen Bevölkerung ihr traditionelles Getränk Tereré, mit Eiswasser aufgegossener Matetee, zu teilen.

Mittwoch, 27. September 2017, Brasilien

In der Aldeia Yvy Catu ist der Zugang zu Trinkwasser keine Selbstverständlichkeit. Oft wird Oberflächenwasser genutzt, das von weither angeschleppt wird. Die Revitalisierung von Tiefbrunnen ist daher ein wichtiges Ziel des Projektes von Pater Álido. Eine große Herausforderung hierbei ist, dass es keinen Strom gibt.

Donnerstag, 28. September 2017, Brasilien

In Brasilien hängen zahlreiche humanitäre Projekte von Spenden aus dem Ausland ab. „Lächle, das sind die Leute die unser Gehalt finanzieren“, war daher die Empfehlung einer Frau, als vor kurzem eine Gruppe von Spendern aus Deutschland zu Besuch war.

Freitag, 29. September 2017, Brasilien

In Brasilien tragen zahlreiche Erwachsene Zahnspangen, um sich die Zähne richten zu lassen sobald sie zu etwas Geld gekommen sind. Gleichzeitig sieht man zahlreiche Erwachsene, denen Zähne fehlen.

Samstag, 30. September 2017, Brasilien

Die Einkaufszentren von Pedro Juan Caballero in Paraguay liegen direkt an der Grenze zu Ponta Porã in Mato Grosso do Sul und bieten viele importierte Produkte an, die in Brasilien nicht erhältlich oder sehr teuer sind. An den Wochenenden sind die Einkaufszentren entsprechend sehr gut besucht.

Sonntag, 1. Oktober 2017, Brasilien

„Die Indios riechen nach Feuer.“ Ob man tatsächlich in die Welt der Armen/Anderen eintaucht, erkennt man daran, ob man nach ihnen riecht.

Montag, 2. Oktober 2017, Brasilien

Die Landflucht und die damit verbundene Verstädterung haben zur sozialen Entwurzelung breiter Bevölkerungsteile geführt. Der enorme Erfolg, den evangelikale Sekten in den vergangenen Jahren hatten, wird z.T. auch darauf zurückgeführt, dass sie diesen Menschen Orientierung bieten.

Nach zwölf Tagen im brasilianischen Hinterland geht es heute wieder zurück an die Ostküste. Mit Zwischenstopp in Viracopos fliege ich nach Porto Alegre. Die Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul hat rund 1,5 Millionen Einwohner. Die Zeitverschiebung beträgt eine Stunde.

Dienstag, 3. Oktober 2017, Brasilien

Die brasilianische Filmkomödie „Divórcio“ von Pedro Amorim erzählt den Rosenkrieg eines reichen Unternehmerehepaars aus der Stadt Ribeirão Preto im Landesinneren des Bundesstaates São Paulo: „Morar no interior é um cu“.

Mittwoch, 4. Oktober 2017, Brasilien

Die Öko-Farm Quinta da Estância nutzt innovative und kreative Lösungen, um ihr Kerngeschäft sozial und ökologisch verantwortlich sowie wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben. Die Hitze des Kohlefeuers in der Churrasqueira wird auch dazu genutzt, um das Warmwasser für den Hotel- und Gaststättenbetrieb zu erzeugen. Auch ein passender Name für die Methode wurde erfunden: „Banho gaúcho“.

Donnerstag, 5. Oktober 2017, Brasilien

Heute veranstaltet die Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer Rio Grande do Sul in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung das Seminar „Ética e Reputação empresarial na visão alemã e suiça“, bei der ich einen Vortrag zum Thema Korruptionsprävention halte.

Der Präsident der AHK Porto Alegre, Everson Oppermann, konstatiert, dass die Interaktion von Unternehmen mit ihren Stakeholdern häufig einem Schlachtfeld und nur selten einem Raum für Zusammenarbeit gleiche.

Matthias Schmidt, Professor an der Beuth Hochschule für Technik Berlin, betont, dass Unternehmen nicht für alles verantwortlich sein können. Wer vermeintlich für alles verantwortlich sei, sei schlussendlich für nichts verantwortlich. Ein Unternehmen müsse sich aber fragen, welche Verantwortungen sich aus seinem Kerngeschäft ergeben. Für sein Kerngeschäft muss ein Unternehmen seine Kernwerte definieren.

Heute wird im noblen Stadtviertel Jardim Pernambuco (Leblon) in Rio de Janeiro Carlos Arthur Nuzman verhaftet. Nuzman ist seit 1995 Präsident des Nationalen Olympischen Komitees und war Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Spiele 2016. Ihm wird vorgeworfen, im Vorfeld der Vergabe der Sommerspiele an Rio de Janeiro Stimmen gekauft zu haben.

Freitag, 6. Oktober 2017, Brasilien

Am letzten Abend in Brasilien nochmals eine Filmkomödie: „Chocante“ lässt die 1990er Jahre wieder aufleben. Zwanzig Jahre nach ihrem One-Hit-Wonder versuchen die abgehalfterten Ex-Mitglieder einer brasilianischen Boyband an ihren Erfolg anzuknüpfen. Musikalisch wie cineastisch wenig überzeugend.

Argentinien

7. Oktober – 4. November 2017
Samstag, 7. Oktober 2017, Argentinien

Nach insgesamt 38 Tagen in Brasilien heißt es heute Abschied nehmen von der portugiesischen Sprache. Mit Flug AR1231 geht es von Porto Alegre nach Buenos Aires. Der Stadt-Flughafen Jorge Newbery liegt unmittelbar am Ufer des Río de la Plata und nur rund zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Die Fahrt zu unserer Unterkunft an der Plaza de la República dauert gut 15 Minuten.

Am ersten Abend in Buenos Aires erwartet uns ein Straßenfest der bolivianischen Gemeinde. Bis weit nach Mitternacht zieht eine Straßenparade durch die Avenida Diagonal bis zur Plaza de Mayo.

Sonntag, 8. Oktober 2017, Argentinien

Straßenszene Sonntagsmarkt San Telmo.

Jeden Sonntag findet in einem der schönsten Stadtviertel von Buenos Aires ein Straßenmarkt statt: San Telmo. Einst wohnte hier die reiche Oberschicht. 1871 zog diese nach einer Gelbfieberepidemie in die nördlichen Stadtgebiete. Nach seinem wirtschaftlichen Niedergang lockte das Viertel in den zurückliegenden Jahrzehnten zunehmend Künstler und Intellektuelle an und entwickelte sich zu einem Anziehungspunkt für Touristen.

Montag, 9. Oktober 2017, Argentinien

Beim Gang durch die Fußgängerzone Calle Florida begegnet man zahlreichen Geldwechslern, die anbieten Euro und US-Dollar in Argentinische Pesos umzutauschen. Schon von weitem hört man sie „cambio, cambio“ rufen.

Dienstag, 10. Oktober 2017, Argentinien

Nach einer durchwachsenen WM-Qualifikation qualifiziert sich Argentinien am letzten Spieltag dank dreier Tore von Lionel Messi für die Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland. Das Ereignis wird als Gottesbeweis verstanden und mit einem Hupkonzert auf der Plaza de la República gefeiert.

Mittwoch, 11. Oktober 2017, Argentinien

Daniel Krull von der Deutschen Botschaft beobachtet, dass die meisten Personen, die heute Entscheidungen im Agrarsektor treffen, nicht mehr selbst auf dem Land leben, sondern in der Stadt. Das habe Auswirkungen auf die Methoden, mit denen industrielle Landwirtschaft betrieben werde und führe zu einer Übernutzung der Agrarflächen.

Nach Einschätzung von Daniel Krull versuchen die Unternehmen mit ihren CSR-Aktivitäten betriebsinterne Probleme zu lösen und engagieren sich i.d.R. nicht aus humanistischen Überlegungen.

Heute Abend halte ich einen Vortrag an der Universidad del CEMA, in dem ich erste Ergebnisse meiner Forschungsreise vorstelle. Die international zusammengesetzte Studierendengruppe diskutiert die Erkenntnisse angeregt und setzt sie in Bezug zu ihren jeweiligen Heimatländern.

Donnerstag, 12. Oktober 2017, Argentinien

Der Gründungsrektor der Universidad de San Andrés, Francisco von Wuthenau, hebt hervor, dass es abgesehen vom Agrarsektor in Argentinien nur wenige Unternehmer gäbe, die einen bedeutenden Anteil an ihrem Unternehmen besitzen. Vielmehr gäbe es angestellte Geschäftsführer. Dies habe Auswirkungen darauf, wie die Unternehmen geführt werden.

Francisco von Wuthenau konstatiert, dass in Argentinien die Vorstellung vorherrsche, dass das Land reich sei, ohne dass man für diesen Reichtum arbeiten müsse. Dies führe dazu, dass Argentinien permanent über seine Verhältnisse lebe.

Freitag, 13. Oktober 2017, Argentinien

Im Zentrum von Buenos Aires leben auffallend viele Menschen auf der Straße. Teilweise haben sie sich richtig „häuslich“ eingerichtet – mit Stühlen, Tischchen, Matratzen und Plastikvorhängen als Sichtschutz.

In den Straßen der Innenstadt von Buenos Aires riecht es als Ausdruck der Armut häufig nach Urin.

Gegenüber der McDonald’s Filiale an der Plaza de la República bettelt eine junge Mutter abends mit zwei kleinen Kindern. Als sie gegen 23:30 Uhr mit dem kleineren Mädchen in den McDonald’s geht, lässt sie das zweite, höchstens fünf Jahre alte Mädchen, alleine schlafend an der Ecke zurück. Die Menschen gehen, ohne ihm Beachtung zu schenken, vorbei.

Samstag, 14. Oktober 2017, Argentinien

Auf der Avenida 9 de Julio, eine der Hauptverkehrsadern von Buenos Aires, verkehrt der Metrobus im Linksverkehr während der Individualverkehr im üblichen Rechtsverkehr unterwegs ist. Dies führt immer wieder zu brenzligen Situationen mit Fußgängern, da diese den Bus nicht von der „falschen“ Seite erwarten.

Sonntag, 15. Oktober 2017, Argentinien

In Buenos Aires stößt man immer wieder auf politisch motivierte Graffiti: „Wir haben alle Mapucheblut: die Armen in den Venen, die Reichen an den Händen“

Auf dem Rückweg vom modernen Hafenviertel Puerto Madero in die Unterkunft am Obelisk werde ich heute Opfer der Touristenfalle „Vogeldreck-Anschlag“. Von hinten werde ich mit Vogelkot vollgespritzt. Eine „nette“ Frau ist „zufällig“ zur Stelle und bietet mir ein verrunzeltes Taschentuch an. Dieses lehne ich dankend ab und gehe zügig weiter. Durch diese Reaktion entsteht Gott sei Dank nicht mehr Schaden.

Montag, 16. Oktober 2017, Argentinien

Das andere Buenos Aires zeigt sich direkt hinter dem Bahnhof Retiro. Dort befindet sich auf Bundesgebiet die informelle Siedlung Villa 31, das größte Elendsviertel der Stadt. In mehrstöckigen, wild aneinander und übereinander entstandenen Bauten, aus verschiedensten Materialien, haben sich dort vor allem Menschen aus anderen lateinamerikanischen Ländern wie Paraguay, Bolivien oder Peru angesiedelt.

Beim abendlichen Spaziergang treffen wir vor dem Nationalkongress auf Tangotänzer. Sie tanzen aus Solidarität mit der indigenen Bevölkerung Argentiniens. Die Stärkung des Bergbausektors und der Landwirtschaft in bisher peripheren Gebieten erhöht die Gefahr von Landkonflikten mit indigenen Bevölkerungsgruppen; ein Thema, das in Argentinien bisher kaum eine Rolle gespielt hat.

Dienstag, 17. Oktober 2017, Argentinien

Besucherinnen aus Deutschland machen heute eine Stadtrundfahrt mit den offenen Doppeldeckern von Buenos Aires Bus. Leider gibt es keine Kopfhörer für die Audio Guide Tour. Aufgrund des verlängerten Wochenendes hat das verantwortliche Unternehmen keine Kopfhörer geliefert.

Mittwoch, 18. Oktober 2017, Argentinien

Im noblen Stadtviertel Belgrano sieht man viele Hundesitter, die bis zu 20 Hunde in ihrem Zuhause abholen, mit diesen durch die Straßen zum Park laufen und sie danach wieder ihren Eigentümern oder deren Hausangestellten übergeben.

Die Grupo Murchison betreibt für ihren Hafen eine eigene Kläranlage, da die Stadt diese Infrastruktur nicht zur Verfügung stellt. Vielmehr leitet die Kommune selbst einen Großteil ihres Abwassers ohne Klärung ins Meer.

Donnerstag, 19. Oktober 2017, Argentinien

Seit 41 Jahren marschieren jeweils donnerstags die Madres der Plaza de Mayo friedlich vor dem Regierungspalast Casa Rosada auf. Sie verlangen, dass das Schicksal ihrer in der Militärdiktatur verschwundenen Kinder und Enkel endlich aufgeklärt wird.

Heute demonstrieren noch weitere politische Gruppierungen auf der Plaza de Mayo. Am Sonntag sind in Argentinien Parlamentswahlen. Die ehemalige Präsidentin Cristina Kirchner kandidiert für den Senat. Ihr werden gute Chancen eingeräumt, obwohl gegen sie ein Korruptionsverfahren läuft.

Seit zwei Monaten ist ein junger Student namens Santiago Maldonado verschwunden, nachdem er im Süden des Landes an einer Kundgebung teilgenommen hatte, die aus Solidarität mit dem indigenen Volk der Mapuche stattfand. Den staatlichen Institutionen wird vorgeworfen, etwas mit dem Verschwinden von Santiago Maldonado zu tun zu haben. Regierung und Opposition werfen sich gegenseitig vor, für den Fall verantwortlich zu sein.

Freitag, 20. Oktober 2017, Argentinien

Der Dokumentarfilm „El mensajero del caballo blanco“ erzählt die Geschichte von Robert J. Cox. Dieser war während der Militärdiktatur Chefredakteur der englischsprachigen argentinischen Tageszeitung „Buenos Aires Herald“. Diese berichtete damals offener über die zahlreichen Verschwundenen (Desaparecidos) und die Anliegen der Madres de Plaza de Mayo, die bis heute für die Aufklärung der Taten und die Bestrafung der Täter demonstrieren.

Samstag, 21. Oktober 2017, Argentinien

„Cristina und Lula sind Verwandte, oder sind zumindest auf die gleiche Schule gegangen“, sagt eine Taxifahrerin mit scherzhaftem Unterton und spielt damit auf die Korruptionsverfahren an, die derzeit gegen die beiden ehemaligen Präsidenten von Argentinien und Brasilien laufen.

Der Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Mario Aurelio Poli, hält im mit ca. 10‘000 Personen vollbesetzten Hallenstadion „Luna Park“ einen Kinder- und Jugendgottesdienst.

Sonntag, 22. Oktober 2017, Argentinien

Wie prognostiziert ist die Regierungskoalition des argentinischen Präsidenten Mauricio Macri aus den heutigen Parlamentswahlen als Siegerin hervorgegangen. Die ehemalige Präsidentin Cristina Kirchner erleidet eine deutliche Niederlage, zieht aber dennoch als Senatorin in das Oberhaus des argentinischen Nationalkongresses ein.

Montag, 23. Oktober 2017, Argentinien

Für das Abheben von Bargeld mit ausländischen Kreditkarten fallen an Bankautomaten hohe Gebühren an. FinTech-Applikationen wie Azimo bieten eine kostengünstige Alternative für den Bargeldbezug.

Dienstag, 24. Oktober 2017, Argentinien

Heute nehme ich an der Veranstaltung ECOSUIZA 2017 teil. Diese findet unter dem Motto „Sustainable Management – Sustainable Investments: Las Inversiones en la era de los Objetivos de Desarrollo Sostenible“ statt. Es werden Ansätze für nachhaltige Investitionen vorgestellt und diskutiert. Die Diskussion wird beim anschließenden Mittagsessen in der Residenz des Schweizer Botschafters fortgesetzt.

Bereits 1776 hat Adam Smith in seinem Werk Wealth of Nations einen Hinweis gegeben, wie man Unternehmen dazu bringen kann, sich für das Erreichen der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu engagieren: „We address ourselves, not to their humanity but to their self-love, and never talk to them of our own necessities but of their advantages.“

Mittwoch, 25. Oktober 2017, Argentinien

Kunst und Kultur haben in Argentinien einen hohen Stellenwert – es gibt viele kostenlose Konzerte und Museen, die keinen Eintritt verlangen. Daher ist das Publikum viel gemischter als in Mitteleuropa. Im Centro Cultural Kirchner (CCK) wird heute Abend Zwölftonmusik gratis geboten.

Donnerstag, 26. Oktober 2017, Argentinien

Während sämtliche Gesprächspartner aus der Privatwirtschaft sehr zuverlässig waren, erscheint heute erneut ein Gesprächspartner aus dem akademischen Bereich nicht zum vereinbarten Termin.

Heute besuchen wir eine Generalprobe des Philharmonischen Orchesters Buenos Aires im renommierten Teatro Colón. Gespielt wird „Ein Heldenleben, Op. 40“ von Richard Strauss.

Freitag, 27. Oktober 2017, Argentinien

Während meines Forschungsaufenthalts habe ich mit zahlreichen Unternehmensvertretern gesprochen, die Teil der Lösung sein wollen. Dies steht im Gegensatz zum realen Verhalten vieler Unternehmen, über das man in der Zeitung liest bzw. das man selbst wahrnimmt. Hier erscheinen die Unternehmen vielmehr noch Teil des Problems zu sein. Wie lässt sich dieser Diskrepanz erklären?

Die türkische Soziologin Zeynep Tufekci thematisiert dieses Phänomen in ihrem TED-Talk, den ich heute anschaue: „I read the many well-intended statements that these people [owners of big internet companies] put out. But, it is not the intent or the statements that matter, it is the structures and business models they are building. And that is the core of the problem“.

Samstag, 28. Oktober 2017, Argentinien

Im Vergleich mit den anderen lateinamerikanischen Städten, die wir in den zurückliegenden Monaten bereist haben, sind die Gehwege in Buenos Aires auffallend stark mit Hundekot verunreinigt.

Sonntag, 29. Oktober 2017, Argentinien

Die peruanische Gemeinde von Buenos Aires veranstaltet heute die traditionelle Prozession „del Señor de los Milagros“. Diese beginnt in der Basílica de La Piedad und führt über die Avenida de Mayo.

Montag, 30. Oktober 2017, Argentinien

Heute hat der erste Gesprächspartner aus dem Privatsektor unseren Termin vergessen. Er hat jedoch keine andere Verpflichtung, so dass wir unser Gespräch dennoch wie geplant durchführen können.

Ob die schweizerische Unfallversicherung Suva die Sicherheitsstandards wohl gutheißen würde, unter denen die Fenster von lateinamerikanischen Hochhäuser geputzt werden?

Blick über den Río de la Plata auf die Skyline von Buenos Aires.

Etwas mehr als 50km von Buenos Aires entfernt, am anderen Ufer des Río de la Plata liegt das uruguayische Kolonialstädtchen Colonia del Sacramento. Mit der Schnellfähre dauert die Überfahrt rund eine Stunde. Am Abend bietet sich ein spektakulärer Blick über den Fluss auf die Skyline von Buenos Aires.

Dienstag, 31. Oktober 2017, Argentinien

Pablo Manrique von Nestlé Argentina weist darauf hin, dass aufgrund von Subventionen Strom und Wasser in Argentinien so billig seien, dass sich Investitionen zur Einsparung von Ressourcen kaum amortisieren lassen. Aufgrund des fehlenden ROI sei es schwierig derartige Investitionen zu rechtfertigen. Dennoch investiere das Schweizer Unternehmen in Maßnahmen zum Umweltschutz.

Der Dokumentarfilm „El futuro llegó“ thematisiert die sozialen und ökologischen Folgen des petrochemischen Industrieparks in der Hafenstadt Ingeniero White; 650km süd-westlich von Buenos Aires. Die Errichtung des Industrieparks wurde mit einer starken Fortschritts-Hoffnung verbunden. Heute fühlen jedoch zahlreiche Anwohner, dass sie von der wirtschaftlichen Aktivität nicht profitieren, sondern im Gegenteil negativ betroffen sind. Es kommt immer wieder zu massiven Umweltbelastungen und tödlichen Arbeitsunfällen.

Mittwoch, 1. November 2017, Argentinien

Heute Vormittag halte ich den letzten Vortrag im Rahmen der Forschungsreise. Dieser wird von der Arbeitsgruppe Compliance der AHK Argentinien organisiert und findet auf dem Campus der IAE Business School – Universidad Austral statt. Der Campus liegt gut 50km vom Stadtzentrum entfernt. Herzlichen Dank an Barbara Konner und Matthias Kleinhempel sowie ihre Teams!

Daniel Funes de Rioja übernimmt die Präsidentschaft der B20.

Heute übernimmt Argentinien von Deutschland den Vorsitz in der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer G20. Aus diesem Anlass findet in der AHK Argentinien ein Networking-Lunch des Dialogforums B20 mit Wirtschaftsvertretern aus beiden Ländern statt. Der bisherige Präsident der B20, Jürgen Heraeus, hebt in seiner kurzen Ansprache die zentrale Bedeutung der unternehmerischen Verantwortung hervor.

Donnerstag, 2. November 2017, Argentinien

Das letzte Interview der Forschungsreise führe ich mit Reynaldo Postacchini vom Landmaschinenhersteller Claas. Er ist die meiste Zeit bei seinen Kunden im argentinischen Hinterland unterwegs und weist auf die bedeutenden Unterschiede hin, die zwischen dem Leben und Arbeiten in der Stadt und auf dem Land bestehen.

Freitag, 3. November 2017, Argentinien

Zum Abschluss des Aufenthaltes in Argentinien darf ein butterzartes Filetsteak im Restaurant Santos Manjares nicht fehlen :-)

Nach 28 Tagen in Argentinien heißt es Abschied nehmen. Um 18:05 Uhr Ortszeit startet Flug LH511 von Buenos Aires in Richtung Frankfurt am Main. Gut 13 Stunden Flugzeit liegen vor uns.

Samstag, 4. November 2017, Argentinien

Nach insgesamt 124 Tagen in Lateinamerika neigt sich meine Forschungsreise ihrem Ende entgegen. Nach der Landung in Frankfurt am Main geht es mit dem Zug weiter in Richtung Schweiz. Dies ist mittlerweile wieder ohne Probleme möglich. Während meiner Abwesenheit war die Rheintalstrecke vom 12. August bis zum 2. Oktober unterbrochen, nachdem sich aufgrund von Tunnelarbeiten bei Rastatt die Gleise gesenkt hatten.

Mein herzlicher Dank gilt den 128 Interviewpartnern, die mir spannende Einblicke in die verantwortungsvolle Unternehmensführung in Lateinamerika gewährt haben, den bilateralen Handelskammern, Hochschulen und der Konrad-Adenauer-Stiftung, die die Pattformen für meine 13 Vorträge organisiert haben, sowie der HTW Chur, die das Forschungsvorhaben ermöglicht hat.